Erschöpfbarkeit, Gefühlsschwankungen, Niedergeschlagenheit, Ängste und Zweifel! Kennst Du alles, aber Du bist ja tapfer! Achtung: Hochsensibilität kann hinter all diesem Unbehagen stecken! Hier sind die ersten Fakten.
Was soll das?
Du fühlst Dich anders als andere,
Du grübelst, woran das liegen könnte …
Du hast keine Antwort und
erträgst es meist stillschweigend.
Erschöpfbarkeit, Gefühlsschwankungen, Niedergeschlagenheit, Ängste und Zweifel! Kennst Du alles, aber Du bist ja tapfer! Doch Achtung: Neben einigem anderen kann auch Hochsensibilität hinter solchem Unbehagen stecken! Hier sind die ersten Fakten.
Das Beste kommt aber gleich zu Anfang: Hochsensibilität ist keine Krankheit!! Es geht darum, Potenziale zu entdecken und zu stärken. Falls Du sehr neugierig bist: Vor kurzem habe ich ein kleines Buch zum Thema veröffentlicht, schau mal: Hier kannst Du es bestellen.
Und noch etwas sehr Gutes gleich hier, wodurch auch die etwas melancholische Headline in ein anderes Licht rückt: Hochsensible Menschen haben eine erhöhte Fähigkeit zur Wahrnehmung ihrer Umwelt inklusive der sie umgebenden Menschen. Diese nach allen Seiten offene Skizzierung neigt sich im positiven Fall in die kreative, erfreuliche, empathische Richtung: Es geht also darum, dieses Potential zu entdecken und zu stärken.
Unbedingt möchte ich auch diesen Gedanken unterstreichen: Menschen, die sich selbst als nicht ganz so sensibel betrachten, fühlen sich manchmal verletzt oder ausgegrenzt, wenn von den „Hochsensiblen“ in so besonderer Weise die Rede ist – resp. geschrieben wird*. Sie hielten es vielleicht für besser, ebenfalls hochsensibel zu sein. Nur für den Fall, dass hier gerade jemand so denkt: Hochsensibilität ist ein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal wie z.B. die Tatsache, dass jemand blaue Augen hat und ein anderer nicht. Per se ist das weder gut noch schlecht. Menschen, die nicht hochsensibel sind, sind ganz klar ebenfalls sensibel. HSP (High Sensitive Persons) müssen sich nur mit ein paar zusätzlichen Besonderheiten auseinander setzen.
*Es gibt Regale voller Bücher zum Thema mit den unterschiedlichsten Schwerpunkten. Mein Buch „Hochsensibel?“ möchte einen Überblick geben und Gelegenheit, vielleicht Deiner möglichen eigenen Hochsensibilität etwas näher zu kommen. Dann kannst Du entscheiden, in welche Richtung Du Dich weiter informieren möchtest.
Woher kommt der Begriff Hochsensibilität
„Hochsensibilität“ als Begriff wurde 1996 von Professor Dr. Elaine N. Aron (*1944, damals Lehrstuhl für empirische Psychologie, State University of New York auf Long Island) geprägt. Während ihrer Grundlagenforschung auf diesem Gebiet hat sie u.a. herausgefunden, dass 15 bis 20 Prozent der Weltbevölkerung – quer durch alle Ethnien – diesen Wesenszug besitzen. Er wurde sogar in der gleichen Verteilung bei allen höher entwickelten Säugetieren beobachtet. Hast Du vielleicht ein hochsensibles Pferd? Oder einen hochsensiblen Hund, dem Du sehr zugetan bist? Beobachte Deine Tiere mal unter diesem Gesichtspunkt! Elaine Aron nennt einen hochsensiblen Menschen eine „High Sensitive Person – HSP“; diese Bezeichnung verwende ich ebenfalls hier.
Darauf solltest Du aufpassen
Hochsensibilität kann, wenn sie nicht erkannt bzw. nicht ihr entsprechend gewürdigt wird, bestimmten Befindlichkeiten Vorschub leisten und damit zu unpassenden Diagnosen und Therapien führen. Da es sich nicht um eine Krankheit handelt, hatten es der Begriff und seinen Auswirkungen schwer, sich in Praxen welcher Art auch immer zu etablieren. Das ist auch heute noch weit verbreitet so, leider. Aber es gibt doch inzwischen eine ganze Reihe von Medizinern und Therapeuten, denen HS durchaus etwas sagt, die damit umgehen können und die Befindlichkeiten ihrer Patienten entsprechend berücksichtigen.
Es gibt einige Anzeichen, die Elaine Aron als typisch für eine vorhandene Hochsensibilität ansieht, besonders, wenn sie in Kombination auftreten:
HSP fühlen sich oft „anders“ als die sie umgebenden Mitmenschen. Fragt man sie, was sie damit meinen, können sie das oft gar nicht so genau beschreiben.
Atmosphärische Wahrnehmungen: Viele Hochsensible Menschen berichten, wenn sie einen Raum betreten, nehmen sie sofort die dort vorherrschende Stimmung wahr. Sie spüren Spannung oder Gelöstheit und was getan werden sollte, damit sich die Menschen im Raum wohlfühlen.
Defizit-Gefühle: Die eigene Hochsensibilität muss dem Betreffenden nicht unbedingt zu Bewusstsein kommen. Stattdessen kann es sein, dass sie sich in irgendeiner Weise als defizitär empfinden, sie glauben, Erwartungen und Normen nicht zu erfüllen, Druck nicht aushalten zu können. Darunter können sie erheblich leiden, wenn sie nicht herausbekommen, warum das so ist.
Missverständnis: Eine HSP wird von ihrer Umwelt oft einfach in eine „Schublade“ gesteckt. Sie gilt als ängstlich, schüchtern, schwach usw. oder sie wird sogar als ungesellig angesehen, wenn sie sich aus dem Getümmel zurückzieht.
Hinter diesem Verhalten kann Hochsensibilität stecken und deshalb ist es so wichtig, über Hochsensibilität informiert zu sein, die positiven Seiten herauszufinden und zu stärken und sie zu betrachten als das, was sie eigentlich ist: ein Geschenk! Wenn das gelingt, tauchen die schwierigen Seiten erst gar nicht – oder nur abgeschwächt – auf.
Typische Eigenschaften hochsensibler Menschen, von Mrs. Aron erforscht und herausgefunden:
- hohe Aufmerksamkeit, Gewissenhaftigkeit
- hohe Konzentrationsfähigkeit (Voraussetzung: wenig Unterbrechung)
- Wahrnehmung sehr feiner Nuancen
- hohes Potenzial zum Erkennen und Vermeiden von Fehlern
- ausgeprägte Fähigkeit zum Erkennen kleiner Differenzen
- Veranlagung zu Kritik und Perfektionismus
- Schnelligkeit (nicht im sportlichen Sinn!)
- gute Feinmotorik
- Benennen von Konflikten bereits im Anfangsstadium
- gute Intuition
- sichere Wahrnehmung von Stimmungen
- meist eher rechtshirniges Denken (weniger linear, dafür kreativ und synthetisierend)
- starke Beeinflussbarkeit von Stimmungen und Emotionen (das kann positiv und negativ sein)
- gute Wahrnehmung dessen, was unter der Oberfläche abläuft
- ausgeprägte Sozialkompetenz
- hohe ethische Grundsätze
- starkes Gerechtigkeitsgefühl, Loyalität
- Nachdenklichkeit, Reflexionsfähigkeit, gründliche Verarbeitung des Wahrgenommenen, oft in Selbstzweifel mündend
- lebenslange Neugierde und Lernfähigkeit
- hohe Empfindlichkeit gegen Geräusche, Licht, Gerüche, Geschmack, Farben und sogar Berührungen
- Vermeidung von Menschenansammlungen
- Abneigung bis Verabscheuung gegenüber Small Talk
- Empfindlichkeit gegenüber Arzneimitteln, teilweise unerwartete Reaktionen
- seltener krank als Nicht-HSP (Voraussetzung: kein Stress, Studie der University of California Media School)
- manchmal tritt Hochsensibilität mit Hochbegabung und/oder Synästhesie gemeinsam auf
Natürlich ist es so, dass all diese Eigenschaften auch bei nicht-hochsensiblen Menschen zu finden sind! Und bei HSP sind auch nicht immer alle diese Eigenschaften anzutreffen. Doch hat sich gezeigt, dass sie bei HSP gehäuft und ausgeprägt auftreten.
Was also ist Hochsensibilität?
Hochsensibilität ist, wie oben schon angedeutet, nicht Hypersensibilität oder Überempfindlichkeit, wenngleich sie bei ungenauer Information leicht damit verwechselt und gleichgesetzt wird. Hochsensible Menschen haben eine erhöhte Fähigkeit zur Wahrnehmung ihrer Umwelt. Sie nehmen alles sehr umfassend wahr und fühlen sich leicht von dieser Menge an „Daten“, die sie dann ja auch verarbeiten müssen, überwältigt (Reizüberflutung). Das braucht Zeit und Raum und zwingt die Betroffenen, sich ggf. zurückzuziehen. Manche HSP gehen auch gleich in die Vermeidungshaltung und setzen sich „zu großen Datenmengen“ erst gar nicht aus. Beides wird von den lieben Mitmenschen schnell missverstanden als emotionaler oder sozialer Rückzug verstanden. Natürlich nehmen HSP auch das wahr, woraus dann der Entschluss entstehen kann, die Hochsensibilität zu unterdrücken und sich zu Dingen zu zwingen, die ihnen erfahrungsgemäß nicht gut bekommen.
Unterschiedliche Sensibilität
Siebzig Prozent der hochsensiblen Menschen sind nach eigener Auskunft introvertiert. Introversion und Extraversion sind per Definition gegenläufig. Sie entsprechen zwei gegenläufig arbeitenden Systemen in Gehirn, deren Zusammenwirken den Grad der Intro- resp. Extraversion des Betreffenden ausmachen. Gemeint sind die Verhaltensaktivierung oder Annäherung und die Verhaltenshemmung. Entwicklungsgeschichtlich dient die Annäherung dem Überleben (Neugier, Wagemut), die Hemmung dem Rückzug resp. der Warnung vor Smilodon, der Säbelzahnkatze (Langsamkeit, auf Gefahren achtend). Diese Definitionen gelten für alle Menschen. **
Daraus lassen sich vier unterschiedliche Konstellationen ableiten:
- Die extravertierte Nicht-HSP: Das starke Annäherungs-System dominiert eindeutig das Rückzugs-System. Dieser Typ wird traditionell von der westlichen – zunehmend auch von der östlichen – Kultur favorisiert.
- Die introvertierte HSP: Menschen mit einem starken Reflexions-System, deren Verhaltensaktivierung schwach ausgeprägt ist, sind introvertierte Menschen, die ein äußerlich ruhiges, geordnetes Leben bevorzugen und sich dabei eines regen und tiefen Innenlebens erfreuen. Hier sind auch die introvertierten HSP beheimatet – sie machen etwa 70 Prozent der gesamten Gruppe aus!
- Die introvertierte Nicht-HSP: Menschen, bei denen Verhaltensaktivierung und Reflexion fast gleichermaßen eher schwach ausgebildet sind. Sie fühlen sich wohl, wenn sowohl das innere wie das äußere Leben ohne große Überraschungen und Aufregung verlaufen. Diese Menschen sind eher langsam und still und meist Nicht-HSP.
- Die extravertierte HSP: Menschen, bei denen beide Systeme stark ausgebildet sind, also die Impulse zur Annäherung/Verhaltensaktivierung und auch die zum Rückzug. Damit haben sie es nicht leicht. Ihre Systeme stehen oft in krassem Widerspruch miteinander und sie müssen ständig den schmalen Gad finden, der eine Balance für die optimale Stimulation darstellt.
Sie leben in beiden Welten, was sie hin und her reißt. Sie sind überstimuliert, aber auch schnell gelangweilt. Sie neigen dazu, oft und gern Neues auszuprobieren – und sich dabei oft gründlich zu überfordern. Periodisch schwanken sie zwischen Phasen der Extravertiertheit und des Rückzugs. Entwickeln sie nicht die Fähigkeit zum Selbstmanagement, sehen wir scheinbar sprunghafte und impulsive Menschen, die Dinge anpacken und wieder hinwerfen und ihre Umwelt schnell mal verwirren.
** Ich kann´s mir nicht verkneifen: Das alles gilt natürlich auch für die meisten Tiere. Beobachte nur mal Deine Katze draußen im Garten … oder Elefanten im Zoo. Was für Persönlichkeiten!
Balance
Für alle Betroffenen ist es wichtig, dass sie die entgegengesetzt wirkenden Teile ihrer Persönlichkeit so zu koordinieren und auszubalancieren lernen, dass beide zu ihrem Recht kommen. Für die vierte Konstellation ist das schon fast lebenswichtig!
Einsicht, Hingabe, Selbstbeobachtung, ggf. Hilfe von außen – und Zeit – sind die passenden Werkzeuge dafür. Dabei ist jede Persönlichkeit einzigartig und benötigt individuelle Zuwendung.
Ist es einmal gelungen, herauszugfinden, wie eine bestimmte Person am besten ihre eigene Balance in unterschiedlichen Situationen halten kann und die Widerstreiter versöhnlich gestimmt sind, können sie – zumindest meistens – in Harmonie und Rücksichtnahme miteinander kooperieren. Und die widerstrebenden Seiten können wunderbar genutzt werden.
Test und der Umgang damit
Es gibt inzwischen verschiedene Tests, die versuchen, herauszufinden, ob der Proband hochsensibel ist. Elaine Aron hat natürlich das erste Testdesign entwickelt, Du findest es in meinem Buch. Probier’s aus. Meines Erachtens ist jedoch die eigene Einstellung die beste Methode, Betroffenheit herauszufinden. Wenn Du Dich in dem, was Du bis hierher gelesen hast, wiederfindest, kannst Du fast schon davon ausgehen, dass Du hochsensibel bist. Wie gesagt, es ist keine Krankheit, es gibt keine wissenschaftlich abgesicherten „Diagnose-Kriterien“, aber viele verschiedene Meinungen. Entscheiden sollten Dein Befinden und Dein Gefühl, dann liegt Du an ehesten richtig.
Fazit
Die beste Art, als hochsensibler Mensch mit seiner Persönlichkeitsstruktur zurecht zu kommen ist als erstes: Information. Und dann: Freunde Dich damit an, nutze Deine Chancen, erkenne die guten Seiten, die mit Hochsensibilität verbunden sind. Schaffe Dir den Freiraum, auf Dich Rücksicht nehmen zu können. Deine Veranlagung wird Dich Dein Leben lang begleiten, es lohnt sich also!!
Einige Kapitel, die wichtig für HSP sind und die Du in meinem Buch findest:
- Den Wesenszug noch besser verstehen
- Die Scanner-Persönlichkeit
- Transmarginale Hemmung
- Hochsensibilität im Leben: Panikpegel und Kittelbrennfaktor
- Keine Angst vor Erfolg
- Hochsensibilität und soziales Unbehagen
- Hochsensibilität und Hochbegabung & Synästhesie
- EXTRA für Eltern hochsensibler Kinder
- Die HSP und MOBBING
- Frondienst oder Berufung
- Die HSP beim Arzt
- Einige gute Quellen, aus denen Du Dich bei Interesse weiter informieren kannst.
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